Sonntag, 9. Mai 2021

Eigentlich einfach: Internet-Verteilung im Haus über SAT-Kabel mit TechniLAN

Eigentlich einfach

Mal nicht professionelles Projektmanagement, aber dicht dran: Projekte mit viel Lernerfahrungen - auch für den Job! 

Die Idee

Ich wohne im Vorort einer Großstadt mit vielen Vorteilen und einem Nachteil: langsames Internet mit max. 16 MBit/s. Und im Haus wird es nicht besser: Wie verbinde ich die Arbeitszimmer im ersten OG mit dem Router im EG? 

  • Direkt per WLAN: wechselhaft
  • Powerlan: funktioniert nicht etagenübergreifend bei mir
  • Repeater: wechselhafter Erfolg mit unerklärlichen Aussetzern - Liegt's am Router? Oder am Repeater? 

Vor einiger Zeit haben wir die SAT-Schüssel aus den 90ern abbauen lassen, die hing eh schief, an ungünstiger Stelle und quietschte bei jedem Sturm. Und 500 Programme brauche ich nicht. Aber da sind ja noch die Kabel im Haus. Kann man die nicht nutzen, um etagenübergreifend zu vernetzen? 

Nach einiger Suche fand ich die TechniLAN-Lösung von TechniSAT. Nicht besonders günstig, aber in Pandemie-Zeiten mit viel Home Office hat man nicht viele Optionen. 

Wichtig! Unbedingt beachten! 

Wenn Sie das selbst machen wollen, sollten Sie 
  1. Ahnung davon haben 
  2. unbedingt alle Geräte und Leitungen stromlos machen und prüfen
  3. angeschlossene Geräte abziehen
  4. oder es noch besser einem Profi überlassen... 

Das Setup

Meine Einkaufsliste: 

  • TechniLAN 8/8 passiv - im Netzwerksinn der Switch, als Ersatz für den alten TechniSAT Switch im Anschlusskeller, wo alle SAT-Kabel ankommen oder abgehen. 
  • SV700 Stichdosen für die einzelnen Räume - die Modems werden über das SAT-Kabel mit Strom versorgt, das geht nur mit speziellen Dosen. Stichdose weil: das sind die Endpunkte jedes SAT-Kabels, keine serielle Schaltung
  • Ein Modem M500 - zur Verbindung mit dem Router per Patch-Kabel, bringt das Ethernet quasi auf die SAT-Leitung, die vom Wohnzimmer in den Keller geht.
  • Mehrere Modems WM500 - wie M500, aber mit WLAN. Die Modems sitzen auf den Dosen in den Zimmern und dienen als Access Points.
  • TechniSwitch 5/8 Mini LAN - der Switch, den ich dann wirklich verbaut habe, dazu später mehr
  • Abschlusswiderstände F-Abschlusswiderstand, 75 Ohm, DC entkoppelt für die nicht belegten Ausgänge des Switches 

Hinweis: die Artikel bekommt man auch am freien Markt, vermutlich günstiger. 


Quo vadis, Kabel?

Ich habe zuerst die alten Leitungen durchgemessen, da sie ja signallos (!) und stromlos (!) sind, kein Problem: 

  • Kabel auf die Dosen in den Zimmern angesteckt
  • Mit Kroko-Klemme Leiter und Schutz am anderen Kabelende kurzgeschlossen
  • Im Anschlussraum durchgemessen auf Widerstand

Somit wusste ich, wohin welche Leitung führt. 

Trick: Unbedingt Kurzschluss-Vorrichtung immer sofort wieder entfernen! Es gibt Leute, die vergessen sowas, wenn sie den Strom anschalten... 

Murphy's law - was schiefgehen kann, wird schiefgehen

Statische Elektrizität ist für Anfänger

Ich startete dann zum Jahresanfang. Denkbar ungünstig, weil: im Anschlusskeller keine Heizung. Also Weste übergezogen und an den Leitungen hantiert. Prompt spielte die DSL-Leitung verrückt, weil sie durch die gleichen Rohre im Haus verläuft. 
Ich vermute mal stark, dass die Aufladung der Weste (Polyester), mehrere perfekte Kondensatoren (die SAT-Kabel, nicht angeschlossen, also Kondensator aus Leiter und Schirmung) zur Spannungsschwankungen führten. Immerhin ist nichts abgeraucht, und wir hatten am nächsten Tag noch Netz für Home Office.

Gelernt: 
  • Ziehe die Geräte vorher ab, die irgendwie sensibel sein könnten
  • Erde dich bei Arbeiten im Keller
  • Warte auf wärmeres Wetter... 

Andere Kunden kauften auch... 

Die Abschlusswiderstände... die sind günstig und brauchten mehrere Anläufe, bis sie ihren Weg zu mir fanden. Der Lieferdienst fand die Adresse nicht. Oder hatte zu viel zu tun. 

Gelernt: 
  • Billigartikel besser gleich mitkaufen. 

Licht am Ende der Dose?

In der Anleitung des 8/8 Switch stand sowas wie: wenn alles funktioniert, dann leuchtet an jeder Stichdose eine LED.
Tja. Tat es nicht. Kein Licht. Weil: die Beschreibung bezog sich auf eine ältere Version der Dose... 

Gelernt: 
  • Prüfe sehr genau, ob du die gleichen Artikel hast

Da switched nix

Der 8/8 passiv soll mit den Zwischensteckern mit dem vorhandenen Switch gekoppelt werden. Wozu, weiß ich bis heute nicht, der Support sagte nur, das müsse so. Auch wenn keinerlei Signal anliegt? Damit er sich nicht einsam fühlt? 
Letztlich habe ich herausgefunden, dass mein erster Kauf (mittlerweile einige Zeit her) gar nicht passte: ich brauchte nur den TechniSwitch 5/8 Mini LAN. Der 8/8 kann sicher viel mehr, brauche ich nicht, funktionierte auch nicht. Hatte ich auch nur gekauft, weil ich den 5/8 bei Suche nach TechniLan nicht gefunden habe... Also: teure Lernkurve für schlechten Shop

Gelernt: 
  • Mache dir vorher einen Plan
  • Kläre den mit dem Support im Shop ab - die sollten zumindest erklären können, ob das klappt
  • Nutze Suchmaschinen und andere Angebote - vorher

Falls noch jemand einen 8/8 passiv braucht, bitte melden. 

How to Stichdose

Eigentlich wollte ich alles wieder eintüten und verkaufen. Nichts funktionierte. Ermüdend. Ich hatte schon eine SV 700 wieder ausgebaut und habe mir als letzten Versuch eine Schaltung aufgebaut, direkt, ohne SAT-Kabel nur Switch und Dose und Modem mit Käbelchen verbunden. 

Dann leuchtete was. Und wieder nicht beim nächsten Versuch. Ergebnis: Der Kupferleiter des Anschlusskabels muss in die Buchse der SV 700 reingezwängt werden - das ist ein Klemmverschluss, die alten Dosen hatten Schraubverschlüsse, die ich wesentlich einfacher finde. Kraft braucht man auch. 
Man sieht auf dem Foto, dass in dem kleinen "Fenster" die Lasche mit heruntergedrückt wird. Wie man das Kabel korrekt und zerstörungsfrei wieder herausbekommt, lerne ich noch. Mit der Lasche?

Gelernt: 
  • Mache einen Dry-Run, um Fehlerquellen auszuschließen.
  • Oder starte wenigstens mit einfach erreichbaren Dosen - low hanging fruits...
  • Wenn du kein Kabel zum Basteln hast: mach dir eins aus alten Kabeln - Testequipment! 
  • Prüfe die Installation. Ich habe dann jede angeschlossene Dose wie oben geschildert durchgemessen. Und wieder nicht vergessen, Kurzschluss-Vorrichtungen zu entfernen... 
  • Schaffe dir Platz, um an der schwierigen Stelle zu arbeiten. 

Connected - shine a light

Aber so schnell ging es nicht. Alle Dosen durchgemessen. Alles perfekt. Aber am M500 leuchtet nichts. WTF?
Trick 17: es war zu hell im Wohnzimmer, beim M500 ist die LED eher dezent... Dann: ein Licht! Endlich! 

Gelernt:
  • Zum Testen muss du die richtige Umgebung haben. 

Reboot tut gut?

Das WM500 kann man mit dem iPhone konfigurieren, klar. Mal eben gemacht, im fummeligen Webbrowser das Admin-Kennwort geändert und schon kam ich nicht mehr rein - wohl aus Versehen was anderes eingetragen. Reset per Büroklammer: hmmmm. Kein TechniLAN WLAN-Signal? Was? 

Nach dem Reset ist die SSID nämlich: coaxLAN. Für Ratefüchse: wie lautet wohl das PW dann... gleiches Schema wie vorher... Die Konfiguration per Patch-Kabel und Laptop war am einfachsten. Dabei kam ich schnell darauf, dass ich besser nicht mehrere WM500 mit gleicher lokaler IP-Adresse betreiben sollte. 

Gelernt: 

  • Wenn du wichtige Arbeiten tust, nimm dir Zeit und richtiges Equipment. 
  • Rechne mit Überraschungen, auch bei teurer Hardware


Läuft's denn? 

Ja. Sogar problemlos. Auf dem Foto des WM500 sieht man, dass die Abdeckungsrahmen nicht zwischen Modem und Wand angebracht werden - vielleicht kann man das schöner machen. 

Aber die volle Power der 16 MBit/s der Telekom kommt rüber. Hüstel. Aber dafür kann TechniLAN ja nichts. 

Ich hoffe, dass die Geräte sich wirklich nachts in den Stromsparmodus versetzen. Das Abschalten des WLAN mit Knopf am Modem klappt bei mir nicht. Auch hätte ich gerne ein Update für die Modem-Firmware von 2014. Scheint eher nicht der Topseller zu sein, obwohl ich die Idee immer noch bestechend finde und es viele Häuser mit gleichem Ansatz geben dürfte. 

Und auf jeden Fall viel besser als mit Repeater! 





Samstag, 27. Juni 2020

Microservices

Was ist das? 

Microservices beschreiben ein Muster von Anwendungsarchitekturen. Durch Fokussierung auf kleine, begrenzte fachliche Services, die unabhängig voneinander sind, kann man neue Anwendungen vergleichsweise schnell realisieren. 
Im Grunde stellt der Ansatz eine Weiterentwicklung der Komponenten- und SOA-Ansätze aus den letzten Jahren und sogar Jahrzehnten dar - wer kennt noch CORBA?  



Warum sollte ich das einsetzen?

  • Damit man schneller neue Anwendungen bauen und somit schneller auf die Marktentwicklung reagieren kann - wenn man muss!
  • Um die Abhängigkeitsprobleme von Monolithen-Anwendungslandschaften endlich mal anzugehen
  • Wenn mehr Interaktionen mit Geschäftspartnern stattfinden werden - im Gegensatz zur Formular-Stapelverarbeitung der Vergangenheit

Was kostet das?

  • Skalierbare Infrastruktur aus Containern, Docker, Kubernetes 
  • Monitoring Skills und Tools zur Überwachung einer parallelen, skalierten Infrastruktur 
  • Viel Aufwand bis zum ersten laufenden Service
  • Know-how-Aufbau bei den Mitarbeitern, die in der parallelen, skalierten und zustandslosen Welt auf viele neue Herausforderungen treffen werden

Was muss ich beachten?

  • Microservices stellen einen massiven Paradigmen-Wechsel dar
  • Übliche Drei-Schicht-Architekturen sind nicht mehr nutzbar
  • Microservices halten, anders als Business Services in JEE, keinen Zustand, sondern laufen nur kurz - anders wäre eine Skalierung von vielen Services nicht möglich
  • Zudem muss die Oberfläche, z.B. eine SPA in Angular, wie damals bei Rich Clients die Steuerung übernehmen, auch im Fehlerfall
  • Entwickler müssen die Zusammenhänge erst verstehen und lernen
  • Im Zweifel muss man sich zwischen Verfügbarkeit der Anwendung und der Datenkonsistenz entscheiden! 

Links und Quellen 



Sonntag, 3. Mai 2020

Kubernetes

Was ist das? 

Kubernetes ist eine weit verbreitete Open Source Lösung zum Betrieb von Container-Lösungen wie Docker. Die Software bietet vielfältige Möglichkeiten, virtuelle Einheiten - so genannte Pods - zu skalieren, auf die verfügbaren Ressourcen wie physikalische Maschinen zu verteilen und vieles mehr.

Warum sollte ich das einsetzen?

  • Damit meine Server-Infrastruktur virtualisiert und effizient skalierbar und verwaltbar ist - damit reduziert man vor allem die Kosten im Vergleich zu bisherigem Hardware-Betrieb. 
  • Knoten, die z.B. nachts keine Last haben, können für andere Aufgaben genutzt werden, beispielsweise für Batch-Läufe (falls es sowas noch gibt). 
  • Und wenn Sie Fernsehwerbung zur Prime Time schalten, dann möchten Sie alle verfügbaren Recheneinheiten für den Ansturm nutzen... 

Was kostet das?

  • Open Source - also erstmal kostenlos, aber Beratung durch Experten und Know-how-Aufbau im Team ist unverzichtbar

Was muss ich beachten?

  • Virtualisierung im High-End-Bereich ist kein Kinderspiel! Gerade durch Software-definierte Infrastruktur kann man sich schnell Sicherheitslücken bauen. 
  • Ziehen Sie besser Experten hinzu - der Nutzen übersteigt die Kosten deutlich. 



Freitag, 10. April 2020

Docker

Was ist das? 

Docker ist eine weit verbreitete Open Source Lösung zur Erstellung und Nutzung von Containern zur Virtualisierung von Diensten.
Ein Container enthält nur den benötigten Umfang, um die eigentliche Software-Anwendung zu betreiben. So bleibt der Container klein und einfach zu handhaben. Docker hat die Server-Konfiguration verändert: statt aufwändiger, manueller Bearbeitung werden Container durch Software, also durch Programme, konfiguriert und erstellt: Server sind auch nur Software.
Eingesetzt wird ein Docker-Image in der Regel mit einer Virtualisierungslösung.

Warum sollte ich das einsetzen?

  • Sie können große Anwendungssysteme in Container trennen und diese einzeln erstellen, betreiben und verwalten, z.B. zur Skalierung bei Lastspitzen. 
  • Ein richtiger, physikalischer Server muss aufwändig installiert und konfiguriert werden, zumal er meist viele Software-Basispakete benötigt. Im Docker-Image befindet sich nur das Nötigste. 
  • Entwickler können Services als Teile der Anwendungslandschaft so einfach und mit wenigen Abhängigkeiten bauen, automatisch ein Docker-Image erstellen, testen und an die Produktion übergeben - ohne die übliche "da fehlt noch was"-Problematik.
  • Skalierung ist - bei vorhandener Virtualisierungslösung - einfach. 

Was kostet das?


  • Eine Virtualisierungslösung sollte vorhanden sein für einen professionellen Betrieb.
  • Mittlerweile auch für Windows nutzbar, stammt aber aus der Linux-Welt (mein Rat: besser Linux)
  • Die Entwickler müssen lernen, Docker-Images zu konfigurieren und dies zu programmieren. 


Was muss ich beachten?


  • Sicherheit ist bei Internet-Anwendungen immer ein wichtiges Thema. Daher müssen Sie in eine professionelle Virtualisierungslösung investieren. 
  • Die Konfiguration von Docker-Images hat auch Fallstricke, gerade mit Blick auf Sicherheitsaspekte. Besser einen Experten anfangs hinzuziehen. 


Links und Quellen 

Wikipedia


Sonntag, 29. März 2020

Das große IT-Partywissen-Lexikon

Für Projektleiter, Product Owner, Manager und andere

Wissen Sie, was Kubernetes von Docker unterscheidet? Oder JavaScript von TypeScript? Falls nein: Wie treffen Sie dann Entscheidungen zu Strategie, Kosten und Rahmenbedingungen für Ihre Projekte? Wie können Sie einschätzen, ob Ihre Leute besser Vue.js oder Angular verwenden sollten?

Spoiler: Fragen Sie Ihre Mitarbeiter - die sollten sich auskennen, wenn sie damit zu tun haben.

Photo by Pisit Heng on Unsplash

Aber nicht immer hat man Zeit für Recherchen, Analysen und Entscheidungsvorlagen. Wie häufig sitzen Sie in Besprechungen, in denen jemand eine bestimmte Technologie als zukünftigen Weg anpreist? Und dafür Ihr Budget einsetzen möchte.
Denken Sie an den KI-Hype, der durch die Presse geht - lohnt sich das für Ihren Kontext?

Häufig muss man nach meiner Erfahrung in solchen Situationen zumindest oberflächlich mitreden können, zumindest Fragen stellen können, um die Propheten der schönen neuen Welt auf den Teppich zu holen. Und um nicht später mit den Risiken und Kosten alleine dazustehen. Aber vor allem auch, um mit den Mitarbeitern im konstruktiven Austausch Fallstricke und mögliche Wege zu erkunden.

Dafür hilft mir mein "Partywissen": Das Verständnis der Strukturen, Zusammenhänge und Pro's und Con's von Technologien und Strategien. Natürlich muss ich einige Dinge auch in Tiefe recherchieren, dafür nutze ich wie jeder andere Wikipedia und andere frei zugängliche Internetquellen.

In dieser Serie stelle ich in loser Folge kurze Beiträge zum Partywissen-Lexikon vor.

Inhalt:

Docker
Kubernetes

Single-Page App

Was ist das? 

Eine Single-Page App, manchmal auch als One-Page App bezeichnet, ist eine Software-Anwendung, die meist im Web oder als mobile Anwendung bereitgestellt wird.
Sie besteht im Wesentlichen aus einer einzigen logischen Seite. Die  Darstellung der Seite passt sich dynamisch anpasst Daten und Interaktionen an und lädt benötigte Daten nach.
Im Gegensatz dazu bestanden Web-Oberflächen früher aus vielen "dummen" Formularen. Dabei musste der Server über die Eingaben entscheiden und dann die Folgeseite bereitstellen. Dies führte für die Anwender häufig zu Wartezeiten beim Nachladen.

Warum sollte ich das einsetzen?

  • Damit Anwender begeistert sind
  • Um noch mehr Auswahllogik in die Oberfläche zu integrieren und damit bessere Prozesse abzubilden - und die Conversation Rate zu erhöhen
  • Um die App der Konkurrenz altbacken aussehen zu lassen

Was kostet das?

Die Entwickler müssen moderne Frameworks einsetzen, im Web-Bereich meist Angular, React oder Vue.js.
Diese Frameworks erfordern einen höheren Einarbeitungsaufwand und mehr Aufwand in der Fehlersuche als "dumme" Formulare.

Was muss ich beachten?

Die Frameworks im Web-Bereich ändern sich mit hoher Geschwindigkeit. Planen Sie daher Anpassungsaufwand ein, auch wenn das Projekt nur drei Monate läuft!

Links und Quellen 

Wikipedia


Mittwoch, 7. Dezember 2016

Was sind die einfachsten Grundlagen des Projektmanagements?

Oder: Wie bringe ich Ordnung in mein neues Projekt?


Das PMBoK® listet viele Themen und Wissensgebiete auf: fünf Prozessgruppen stehen 10 Wissensgebieten gegenüber! Fast niemand setzt sie alle um – das ist auch gar nicht das Ziel, vielmehr geht es um eine sortierte Sammlung von best practices. Für jede Situation und jedes Projekt müssen die Verantwortlichen entscheiden, was gebraucht wird. Kommt Ihnen das bekannt vor? Und wie endet es oft? Pseudo-Reporting, Arbeiten auf Zuruf und die „wir schaffen das“-Mentalität?

Stellen Sie sich vor, dass Sie ein Chaos-Projekt übernehmen: wenig Zeit, viel zu tun, hinreichend viele Beteiligte, keine Unterlagen zu finden außer High-Level-Absichtserklärungen, inhaltsleeren Statusreports usw.

Wenn Sie also ganz wenig Zeit haben: Was sind die absoluten Basics?

Hier meine Top 3:

Liste der Aufgaben: wer macht was bis wann?

Eigentlich ganz einfach, oder? Versuchen Sie das mal in einem Projekt, dass kein „so richtiges“ Projekt ist, als Projektleiter ohne disziplinarische Macht... Kommt in der starken Matrix häufig vor: die Linien-Beteiligten haben da so ihre Vorstellungen...

Wichtig:

Wer: nur anwesende Projektmitglieder... keine Verweise auf den Kollegen, der das sicher machen wird, wenn wir ihn fragen. Wenn Sie um Aufgaben für Teams nicht herum kommen: wer ist verantwortlich? Wer muss informiert werden? Im ersten Schritt stellen Sie besser keine RACI-Matrix auf, sonst vergraulen Sie alle, hilft aber bei vielen Beteiligten.

Was: wichtiger als die Aktivität ist das Ergebnis: wird ein Dokument erzeugt? Für welches Publikum? Sind die Kapitel vorher klar? Wie lang soll das werden? Wer prüft es vor Veröffentlichung? Denken Sie wie unsere Kanzlerin (angeblich): vom Ende her!

Bis wann: Konkrete Termine, keine Kalenderwochen. Wirklich. So eine Woche kann schnell mal auf die Folgewoche wechseln. Termine können Sie z.B. in Excel oder JIRA sehr einfach nachhalten. Schlau ist, wenn die Termine nicht „gewürfelt“ werden, sondern mit demjenigen geplant, der die Arbeit ausführt.  Erhöht die Verlässlichkeit ungemein.


Liste der offenen Punkte: wer sorgt für eine Klärung bis wann für welches Thema?

Im Unterschied zu Aufgaben sammeln Sie hier Themen, die vor allem mit projektexternen Beteiligten geklärt werden müssen und während des Verlaufs aufkommen. Als Verantwortlicher müssen Sie die offenen Punkte besonders gut im Auge behalten, häufig verbergen sich große Risiken dahinter. Oft entstehen daraus Aufgaben zur Umsetzung: Muss noch ein SSL-Zertifikat besorgt werden oder hat der Kunde schon das passende? Kann das Deployment nachts erfolgen? Automatisiert?
Natürlich sollte man ein Risikomanagement aufziehen – aber wer schafft das im ersten Chaos schon?

Wichtig:

Wer: wie bei den Aufgaben... nur anwesende Projektteilnehmer...
Bis wann: wie bei den Aufgaben – konkret, von den Verantwortlichen mit getragen, überprüfbar für alle
Was: Was genau ist zu klären – und wofür braucht man die Information? Was passiert eigentlich, wenn es geklärt ist? Müssen Sie dann Aufgaben ändern? Hinzufügen? Schaffen Sie das dann noch?



Budget: virtuelles oder echtes Geld

Fragen Sie sich immer: wer bezahlt das eigentlich? Was ist demjenigen es wert, wenn Sie den Login-Button als rosa Einhorn animieren? Geht’s nicht günstiger?
Das Budget als gleichförmiges Reservoir zu sehen, ist oft gefährlich: wenn Sie am Anfang mehr gebraucht haben als geplant, das holen Sie doch locker wieder auf, oder? Können Sie es herunterbrechen auf Pakete? Features? Oder sogar dem Nutzen gegenüberstellen?
Also erstellen Sie eine Liste aus Paketen und deren Aufwand, so genannten Control Accounts. Dann werfen Sie die Ist-Aufwände dagegen. Ganz einfach?

Die größte Kunst in schwierigen Projekten ist häufig, überhaupt den Ist-Stand zeitnah, wiederholbar und hinreichend genau von allen Beteiligten zu erhalten. Wenn Sie das überhaupt dürfen – was sagt der Betriebsrat? Zumindest sollten Sie – wie im Auto – wissen, wann Sie trockenfallen – das passiert fast immer in einsamen Gegenden in tiefer Nacht...

Wie fangen Sie an? 

Für diese einfachsten Maßnahmen reichen oft einfachste Werkzeuge, im Zweifel Excel. Teurere Tools können Sie später einführen. Sorgen Sie zuerst für Disziplin in einfachen Dingen – das wird die schwierigen Prozesse vereinfachen.


Freitag, 27. Mai 2016

Projektleiter Scrum gesucht?

Derzeit kommt man nicht umhin, für alle möglichen Positionen in der IT angesprochen zu werden, gerne für PHP-Entwicklung in München, selbst wenn man nie PHP gemacht hat und in Norddeutschland wohnt.

Ganz beliebt - auch bei Freelancer-Vermittlern, so hört man - sind Projektleiter Scrum.

Was ist daran verwunderlich?

Gerade in Scrum gibt es einfach keinen Projektleiter - das Gespann aus Product Owner, Team und Scrum Master agiert dynamisch und selbständig, wobei der Scrum Master als "Servant-Leader" dem Team bei der Verbesserung hilft.

Problem: die meisten Aufgaben landen beim Product Owner! Schließlich gibt der theoretisch gesehen auch das Geld. Einen guten Product Owner zu finden, ist schwer, weil die Aufgabenvielfalt einfach sehr groß ist. Der PO in der Scrum-Theorie hat auch den leicht amerikanischen "Boss"-Touch: my way or the highway.

Ist der Scrum Master verantwortlich? In der Theorie: nein. Oder jein. Frage: Wenn Sie 100.000 EUR von Ihrem eigenen Geld investieren, möchten Sie dann, dass jemand verantwortlich ist?

Will sagen: niemand gibt Geld für Selbstverwirklichung und Regentanz-Seminare. Wenn ich als Investor mich entscheide, Scrum zu machen, will ich wissen, dass es auch funktioniert. Ergo muss der Scrum Master zeigen, dass es einen Fortschritt gibt oder er zumindest einen Master-Plan hat. Oder der Product Owner übernimmt das. Ich kann das Geld ja auch traditionell investieren in ein Projekt - also warum sollte ich Scrum wählen, außer, ich muss unbedingt schnell, effizient und effektiv sein?

Scrum ist eigentlich einfach - aber nicht ansatzweise leicht! Es erfordert ein "erwachsenes" Team und völlige Transparenz. Nur dann wird das agile Vorgehen nützlich sein.

Man kann also vermuten, dass viele Scrum machen, weil es so in (der Computerwoche | dem Manager-Magazin | der Wirtschaftswoche) stand. Wie damals in der IBM-Werbung: "Wir müssen ins Internet - Warum? - Steht da nicht!".

Mittwoch, 4. Mai 2016

Rettet Scrum mein Projekt?

Immer, wenn ich auf das Thema Scrum treffe, langweile ich mich fast – der Scrum-Hype ist doch eher vorüber, die Nutzung beginnt. Erkennt man IMHO daran, dass die Computerwoche dauernd berichtet. Sogar im SPIEGEL taucht Agilität in der IT auf, auch wenn ich mich bei IT-Artikeln im SPIEGEL immer frage, ob sie nicht mal was von heise.de einkaufen sollten. 
Zahllose Blogs, Artikel, Fachbücher und Podcasts behandeln so ziemlich jede Facette von Scrum: in der Software-Entwicklung, außerhalb der Software-Entwicklung, Scrum im Unternehmen / Konzern / Start Up, Warum ich nicht Scrum machen sollte, Scrum für Hundeerziehung und und und...

Überraschend aber, wie viele Leute noch nie etwas oder nur ganz wenig von Scrum gehört haben! Neulich kam z.B. die Frage auf, wie denn Risikomanagement in Scrum funktionieren würde – das würde in Scrum ja nicht adressiert?

Das zeigt: lesen hilft – aber reicht nicht. Schließlich ist Scrum ja gerade dazu gedacht, Risiken zu vermeiden, indem man eben nicht erst am Ende merkt, dass die Lösung nicht zum Problem passt. Warum ist das Scrum-Framework so schwer zu verstehen?

Der immer noch eher knappe Scrum-Guide lässt viel weg – und das lässt viele Fragen offen, vor allem, wenn der Leser nicht über jahrelange Projektleitungserfahrung verfügt.


Was braucht man alles in einem Projekt?

Eine Roadmap-Planung mit Meilensteinen

Warum? Trotz aller Agilität: auch hier geben wir Geld aus, und der Geldgeber will wissen, ob er noch was dafür bekommt. 

Wie? Wir behaupten aber vorher nicht, dass wir die Meilensteine scharf voraussagen können! Sondern zeigen auf, WAS einen Wert hat, WANN es logischerweise kommen soll und WANN wir glauben, dass es kommen könnte.

Risiko-Betrachtung

Warum?Weil der Product Owner das viele Geld nicht riskieren darf – wenn es weg ist, ist auch das agile Projekt schnell vorbei 

Wie? Vom Kunden und Produkt zum Inkrement: wenn der Product Owner die größten Risiken kennt, dann adressiert er sie – natürlich – in den ersten Sprints!

Budget

Warum? Ohne Moos nix los – auch bei Scrum. Was kostet das Ganze? Wie lange reicht das Budget? 

Wie? Der Product Owner kann leicht Budgets planen: bei 5 Mitarbeitern zu 4 PT pro Woche und 2 Wochen Sprint-Dauer kostet der Sprint 40 PT. Meistens ist gemeint: was kostet das Feature? Oder die Anwendung? Das ist eine typische Falle: fast alle Vorhersagen sind weit daneben. Meine Projekte als Projektleiter waren natürlich immer alle in Time und Budget – nur nicht in den VOR dem Projekt festgelegten Werten...

Festpreis

Warum? Wir sind agil, der Kunde auch, aber Festpreis muss schon sein – sonst spielt der Einkauf nicht mit. Und überhaupt, man muss ja wissen, was man bekommt! 

Wie? Agil hat einen massiven Kosten-Overhead – den man gerne bezahlt, wenn man sonst mit hoher Wahrscheinlichkeit ALLES verliert – und da muss man nicht über Flughafenbauten lästern, Software ist ein schwarzes Loch für Euros. 
Nutzen Sie Agilität vor allem dann, wenn Sie MIT dem Kunden ein komplexes Problem lösen wollen – und wirklich wollen! Ein agiles Projekt ist kein Hobby, das man sich zulegt, weil es in der Computerwoche stand – es löst fundamentale Probleme, für die auch der Kunde von gewohntem Verhalten abrücken wird, wenn er genügend Vorteile daraus zieht. Ansonsten lesen Sie die vielen Blogs zu agilen Festpreisen...

Empfehlung

Springen Sie nicht zu kurz bei agilen Projekten, der Overhead wird nicht weniger, sondern mehr! Nutzen Sie die Vorteile, wenn sich die Gesamtrechnung lohnt.

Und lesen Sie meine anderen Blog-Posts zu Agile... 



Sonntag, 29. November 2015

Letzte Chance auf PDUS - vor dem Auge des Sturms

Das PMI (R) ändert die Regeln für die Anerkennung von PDUs. Künftig muss man als PMP das "Talent Triangle" bedienen: Technical Project Management, Business & Management, Leadership - alles im Zeichen von "Education".

Startet ab: 1.12.2015

Heißt soviel wie: Jetzt schnell noch PDUs eintragen lassen!



PS: Auch für die Beschäftigung mit dem Triangle kann man ja mal PDUs anmelden, gelle. 0.5 machten jedenfalls keine Probleme...