Sonntag, 16. Juni 2013

Buch-Anregung: konkrete Methodik

Der Alltag des Projektretters ist hart und voller Entbehrungen - Zeit für Weiterbildung ist bei den 26h-Tagen natürlich kaum. Trotzdem versuche ich z.B. regelmäßig Meetings des Cologne Chapters des PMI zu besuchen. Das kostet in der Regel nichts (ich bin natürlich Mitglied), es gibt einen Imbiss und Vorträge mit unterschiedlichsten Inhalten und Ausrichtungen. Praktischerweise erstreckt sich das Kölner Gebiet in etwa von Dortmund bis Aachen und Bonn, und regelmäßig trifft man sich in der Provinz, so zum Beispiel in dieser Woche in Recklinghausen.

Den zweiten Vortrag vom Donnerstag möchte ich hier empfehlen, da Hr. Schwarz das bietet, was Standards und Methoden-Büchern fast immer fehlt: ein konkretes Vorgehen. Dabei verwendet der Autor aus seiner Erfahrung eher unbewusst die im PMBook aufgeführten Process Groups und Knowledge Areas für sofort einsetzbare Vorgehensweisen.

Andreas Schwarz nennt seinen Ansatz Phalinza - das ist das lateinische Wort für "Pfalz" im Sinne der Kaiserpfalz. Gibt es als eBook oder als Print. Ich habe das Buch noch nicht gelesen, nach meinem Eindruck ist das konkrete Herunterbrechen der abstrakten Prozesse für jeden sehr wertvoll, der nicht nur schicke Folien abliefern muss - sondern erfolgreiche Projekte.

Freitag, 7. Juni 2013

Komplexe Anforderungen – endlose Diskussionen?

Sind Sie bei der Beschreibung Ihrer Projekt-Anforderungen in Word gerade auf der neunten Überschriften-Ebene angekommen – und fragen sich, wie das der Fachbereich jemals verstehen soll?
Hatten Sie eigentlich mal vor, dicht und möglichst agil mit den Kollegen aus der Fachabteilung zusammenzuarbeiten, um die elendigen Papierwüsten von Fachfeinspezifikationen hinter sich zu lassen?

Aber dann ist es passiert! Irgendwie wurde es immer komplexer: die Fachabteilung steigt so richtig thematisch ein und zieht immer weitere Bedingungen und Abhängigkeiten aus dem Hut. Sie schreiben und schreiben: Use Cases und Objektmodell, Geschäftsregeln und nicht-funktionale Anforderungen. Liest das eigentlich noch jemand? Irgendwie haben Sie nicht das Gefühl und müssen sich zurückhalten, auf Seite 49 mal reinzusetzen: „Wer das hier liest, bekommt vom Autor einen riesen Schoko-Eisbecher spendiert!

Aber was hilft’s? Anforderungen müssen dokumentiert und überprüft werden – sonst versenken Sie schnell mal 100 Tage Aufwand. Dummerweise nimmt das Projekt Fahrt auf, die Hektik zu und die verfügbare Zeit ab.

Versuchen Sie es mal mit Visualisierung und Grafiken! Nicht komplexe, „feature-complete“ UML-Modelle, sondern auf einfache, greifbare Zeichnungen: Masken. Viele Benutzer können sich ganz gut vorstellen, wie Masken funktionieren – sie kennen das aus dem alten System, aus ihrem Alltag. Für sie sind Masken „greifbar“, und sie können sich einbringen: man kommt dabei von „Höcksken auf Stöcksken“ wie man in Westfalen sagt. 

Fangen Sie mit der Struktur an – entwickeln Sie schrittweise die Navigationsstruktur – von welcher Maske komme ich zu welcher Maske – und dann die Inhalte der spannendsten Masken. Wenn Sie PowerPoint-Künstler sind, können Sie sogar die Kästchen in der Struktur mit den Maskenansichten verlinken...

Bekommen Sie damit die Komplexität in den Griff? Ja – wenn Sie nicht nur die Abläufe schrittweise entwickeln, sondern sich auch zunächst auf bestimmte Aspekte beschränken. Wenn die Suchmaske Variationen für verschiedene Berechtigungen haben muss – fangen Sie erst mal mit dem einfachsten Fall an und skizzieren sie einen Durchlauf von vorne bis hinten. Wenn der passt, dann können Sie auch Variationen und Verästelungen einbauen!

Und schon haben Sie übrigens ein agiles Vorgehen, wenn Sie die ersten Ergebnisse gleich mal bauen lassen. Muss nicht perfekt sein, aber Sie glauben nicht, was Sie mit echten Masken noch mal über die Randbedingungen Ihres Systems lernen werden...

Ein Wort noch zu den Werkzeugen: es geht mit PowerPoint. Ja. Tools wie Balsamiq oder WireFrameSketcher können das viel schneller und einfacher. Aber manchmal hat man halt nur Office.

Übrigens sollte man auch stets aufpassen, dass die Masken-„Skribbles“ nicht zu perfekt sind – Benutzer erwarten dann gerne, dass die Maske genau so aussieht. Aber das bringen Sie Ihrem Fachbereich in vielen, intensiven Sprints nach und nach bei...